Eine Frage der Haltung

Nutztier, Haustier oder Wildtier?
Vom Überleben der Honigbiene.

Ein ethnologischer Dokumentarfilm von Felix Remter und Miriam Remter, D 2020, 87 Min.
Mit Prof. Thomas D. Seeley (Cornell University), Dr. Wolfgang Ritter (Tierhygienisches Institut) / Thomas Radetzki (Aurelia Stiftung), André Wermelinger (Free the Bees), Norbert Poeplau (Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle), Dr. Ralf Höling (Buckfast Bayern) uvm.

Synopsis

In den späten 1970ern erreichte eine südasiatische Milbe Europa und löste ein Massensterben in der Population westlicher Honigbienen aus. Seitdem wird Honig in Europa nur unter flächendeckendem Einsatz starker Medikamente gegen die Varroamilbe gewonnen. ‘Eine Frage der Haltung’ bietet ungewöhnliche Einblicke und einen immersiven Zugang in die widersprüchlichen Lebenswelten von Menschen und Honigbienen, die gemeinsam versuchen mit der Varroakrise zu leben oder diese nachhaltig zu lösen. Von der Schweiz bis nach Baschkirien und von Garagen-Laboratorien bis in die tiefsten Wälder Europas wird deutlich, dass der Status der Honigbiene als Nutztier, Haustier oder Wildtier neu verhandelt werden muss. Drei beobachtende und drei diskursive Kapitel featuren Schlüsselfiguren der Imkerei und einzigartige Szenen aus Forschung, Zucht und dem in Europa in Vergessenheit geratenen Handwerk der baschkirischen Zeidlerei.

Hintergrund und filmischer Zugang

Die globale Krise der Imkerei hat uns aus zwei Gründen angesprochen. Die aktuelle Dynamik und Brisanz des Bienensterbens macht deutlich, dass nicht nur das Wissen der Imkerei, sondern auch das der Wissenschaften in ständiger Aushandlung begriffen ist. Genau diese Dynamik führt zu so bild- und tongewaltigen Umgangsweisen zwischen Menschen und Tieren, dass nur ein Film sie erfahrbar machen kann. In 87 Minuten erzählen wir die Geschichten drei verschiedener Versuche die Krise der Imkerei zu lösen. ‘Eine Frage der Haltung’ ist allerdings kein Kampagnenfilm über ein medial bereits recht abgegriffenes Bienensterben. Aus einer mehrjährigen ethnografischen Feldforschung haben wir einen immersiven Essayfilm entwickelt, über die paradoxen Beziehungen von Menschen und diesem sehr fremdartigen und charismatischen Tier und über die Erschütterung naturwissenschaftlicher Grundannahmen in Zeiten der Krise. Drei sensorisch beobachtende und drei rein diskursive Kapitel führen die ZuschauerInnen schrittweise in ein perspektivisches Dilemma. Dabei wird die empathische Notwendigkeit Position zu beziehen, mit der Schwierigkeit verbunden, zwischen drei sich widersprechenden aber jeweils nachvollziehbaren Realitäten zu wählen.

Die FilmemacherInnen

Miriam Remter und Felix Remter

Felix Remter und Miriam Remter arbeiten als EthnologInnen und Filmschaffende an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Felix forscht an der TU München zu ökologischen Themen im Bereich der Science and Technology Studies. Miriam unterrichtet Visuelle Anthropologie am Institut für Ethnologie der LMU München. Gemeinsam leiten sie die Münchner Produktionsfirma primate visions. Mit Felix als Kameramann und Miriam als Tongestalterin und Editorin setzen sie ihre Arbeitsschwerpunkte auch filmisch um und loten die Möglichkeiten von Film als Forschungsmedium aus.

Team

Technische Angaben

  • Produktionsjahr: 2020
  • Laufzeit: 87 Min.
  • Farbe: Farbe und Schwarz/Weiß
  • Format: Full Hd / DCP / 16:9 / 7.1. und 5.1.
  • Drehorte: Deutschland, Schweiz, Baschkirien (Russland)